Innige Freundschaft mit einem Eichhörnchen
5,5 Jahre lang, nahezu täglich, ein kleines Wildtier zu beobachten und zu unterstützen ist etwas ganz Besonderes. Für mich wird es für immer das Schönste bleiben, was mir im Leben passierte. Ich bin unendlich dankbar dafür.
Wunderhübsche Luna
In dieser Zeit drehte sich alles um ein Eichhörnchen, das von mir den Namen Luna bekam. Sie besuchte, wie einige andere Eichhörnchen, unsere Dachterrasse mitten in Frankfurt. Dort gibt es auch heute noch täglich ein gutes Futterangebot, welches die Tiere dankbar annehmen. Luna fiel von Anfang an damit auf, dass sie ein großes Selbstbewusstsein und eine ungewöhnliche Ruhe ausstrahlte. Sie war bildhübsch und faszinierte mich sehr. Umso mehr bestürzte es mich, als sie, wenige Monate nachdem ich sie das erste Mal sah, plötzlich Probleme mit einem oberen Schneidezahn bekam und nicht mehr richtig Fressen konnte. Luna kam jeden Morgen zu mir, so konnte ich sie, Gott sei Dank, vor Beginn meiner Arbeit gut unterstützen. Da es ihr nicht mehr gelang von großen Stücken abzubeißen, schnitt ich die Nusskerne für sie nun ganz klein. Bis sich Lunas Situation nachhaltig verbesserte und sie wieder selbst Nüsse aufnagen konnte, vergingen mehrere Monate.
Luna wohnte ursprünglich in dem benachbarten, südlich gelegenen Hinterhof. Doch als es ihr nicht gut ging, zog sie um in unseren Hofgarten, den sie fortan vehement gegen andere Eindringlinge verteidigte. Es folgte eine wunderschöne Zeit mit ihr. Luna wurde Revier-Chefin und bekam in den Folgejahren reichlich Nachwuchs, den sie im Alter von 9-10 Wochen stets zu uns führte. Es war nicht nur sehr berührend, sondern auch hochinteressant, die rasante Entwicklung ihrer Kinder hautnah miterleben zu dürfen.
In meinem Leben drehte sich alles nur noch um Eichhörnchen und ich ging plötzlich mit viel wacheren Augen durch die Natur. Ich kaufte alle Bücher über Eichhörnchen, las viel im Internet, war im Kontakt mit Eichhörnchen Auffangstationen und wollte selbst immer mehr über Luna herausfinden. Was macht sie, wenn sie gerade nicht bei uns ist, was frisst sie sonst so, wo übernachtet sie, etc.? Mein Mann und ich verbrachten unzählige Stunden auf der Straße und auf unserer Dachterrasse, um nach ihr Ausschau zu halten und ihre Wege zu verfolgen. Mit der Zeit kannten wir alle Kobel von Luna. Einige davon renovierte und nutzte sie immer mal wieder. Ich bekam tiefe Einblicke in ihr Leben und ihre Gewohnheiten, dabei überraschte sie mich immer wieder aufs Neue.
Die aufregendste Erkenntnis war, dass Luna ihren Nachwuchs immer unter Regenrinnen zur Welt brachte, um ihn vor Nesträubern, Wind und Regen zu schützen. Mehrmals konnten wir einen Umzug mit Jungtier beobachten, als die Kinder 6-7 Wochen alt waren und Luna sie vom Haus weg zu einem Baum-Kobel brachte. Wir selbst waren jedes Mal in großer Sorge, dass bei solch einem Umzug in 20 Meter Höhe etwas passieren würde, doch Luna meisterte es stets mit Bravour!
Fotografie
All meine Begegnungen und Beobachtungen mit Luna dokumentierte ich von Anfang an. Ich hielt zudem jede Besonderheit mit Foto- oder Videokamera fest. Fotografieren war schon lange eine meiner großen Leidenschaften, daher war ich bereits gut ausgestattet. Die meisten Fotos von Luna und ihren Kindern machte ich mit der Canon 5D Mark III und diversen Teleobjektiven. Da ich nicht immer die Eisenstangen unserer Terrassenumrandung im Untergrund haben wollte, brachte ich alte Holzbalken, Korkröhren, Äste und Zweige an, die eine schönere Sitzfläche boten. Zudem wurden immer mehr Pflanzen angeschafft, um eine hübsche Kulisse für die Fotos zu haben. Benachbarte Häuser in Richtung Norden sind sehr weit von uns entfernt, sodass auch mit kleiner Blende Fotos mit weichem Hintergrund gelingen.
Großes Vertrauen
Luna kam mittlerweile schon fast 3 Jahre zu mir und strahlte eine große Lebenserfahrung und Gelassenheit aus. Hektisch wurde sie nur, wenn im Herbst das Versteckfieber ausbrach und sie anfing ihren Wintervorrat anzulegen. Das stetig wachsende Vertrauen, welches mir Luna entgegenbrachte, berührte mich sehr. Ich durfte mich immer weiter auf sie zubewegen und sie aus nächster Nähe bewundern, ohne dass sie damals handzahm war. Im Sommer chillte sie in Rückenlage in einem unserer Blumentöpfe oder legte sich bäuchlings über feuchtes Sternmoos, während ich direkt daneben saß. Wichtig war mir dabei immer, dass Luna eine gewisse Scheu vor Menschen behielt, denn nicht jeder Nachbar ist den Tieren wohlgesonnen.
Buchprojekt
Da Eichhörnchen in freier Wildbahn selten ein hohes Alter erreichen, spürte ich immer mehr, dass meine langjährige Begegnung mit Luna etwas Außergewöhnliches war. Einiges von dem was ich mit Luna erlebte, fand ich zudem noch in keiner Literatur. Es wurde ein Herzenswunsch all die gewonnenen Erkenntnisse über Eichhörnchen, sowie Lunas spannende Geschichte in einem Buch festzuhalten, um mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse unserer wilden Nachbarn zu schaffen. Es sollte ein Buch sein, das viele wissenswerte Informationen über Eichhörnchen enthält, in dem interessante Details mit zahlreichen meiner Fotos veranschaulicht sind und das gleichzeitig durch persönliche Erlebnisse mit Luna lebendig wird. Ich wollte die Herzen der Menschen erreichen und ihnen zeigen, wie bereichernd es sein kann, sich mit kleinen, feinen Dingen im Leben zu beschäftigen. Nun schaut mir Luna, vom Cover des Buches „Leben mit Eichhörnchen in der Stadt“, direkt in die Augen und ich bin überglücklich, dass ich all dies realisieren konnte. Ein absolutes Highlight war, als sie sich selbst auf dem Cover bewunderte.
Unterstützung begleitet von Auf und Ab's
Ein Leben mit diesen kleinen Zauberwesen ist wunderschön. Doch intensives Beobachten von Eichhörnchen bedeutet auch, dass man aushalten muss, wenn es den kleinen Freunden einmal nicht so gut geht. Luna hatte in all den Jahren viele Auf und Abs. Ihr größtes Problem war ein immer wiederkehrender Abszess am Kiefer. Mit meiner Hilfe überstand sie das viermal. Der Abszess öffnete sich und alles heilte gut ab. Doch im Herbst 2019 musste ich, während einer erneuten Erkrankung, leider von ihr Abschied nehmen. Natürlich war das sehr traurig, aber ich blickte gleichzeitig auf viele wundervolle gemeinsame Jahre zurück, die Luna dank meiner Unterstützung in freier Wildbahn leben durfte. Luna wurde mindestens 6,5 Jahre alt. Ihr größter Verehrer Muckel, der kurz vor ihr ging, schaffte sogar 7,5 – 8 Jahre mitten in der Großstadtwildnis. Das ist ein enormes Alter für wildlebende Eichhörnchen. Ich bin unendlich stolz auf die beiden und werde sie für immer tief in meinem Herzen tragen.
Für mich ist jedes Eichhörnchen eine kleine Persönlichkeit. Jedes hat einen eigenen Charakter und ist auf seine Art liebenswert. Ihre Intelligenz beeindruckt mich zutiefst. Sie wissen ganz genau wann sie was brauchen und wo sie sich das holen können. Damit bleiben sie auch trotz Zufütterung immer selbstständig. Man kann Eichhörnchen gut unterstützen, indem man ihnen Walnüsse, Haselnüsse oder Sonnenblumenkerne anbietet. Frisches Wasser darf dabei nicht fehlen. Sie freuen sich auch über ein süßes Stück Apfel, ein Stückchen Karotte oder über Champignons. Es macht eine große Freude ihrem Treiben an Futterstellen zuzuschauen. Für das bisschen, was man ihnen gibt, bekommt man so viel von ihnen zurück!
Das Buch "Eichhörnchen in der Stadt" sowie die Kalender 2021 von Tine Meier mit tollen Fotos finden Sie in unserem Shop.
Es gibt Luna und ihre Kinder aber nicht nur als Fotos. Das Video zeigt tolle Aufnahmen und den unglaublich waghalsigen Umzug von Luna mit einem Jungtier.
Tine Meier (https://www.instagram.com/meiertine )
Bilder: Copyright Tine Meier
Tine Meier erzählt ihre Erlebnisse mit den Eichhörnchen mit solcher Empathie, dass mir beim Lesen die Augen feucht werden. Dass sie sämtliche Erlöse Wildtierstationen zur Verfügung stellt, macht das Buch noch wertvoller.
Sehr toll gelungen, wunderbar erzählt. Herzlichen Glückwunsch
Habe diese schöne Erlebnis gelesen und bin begeistert habe 2 Bücher bestellt
Hervorragende Erlebnisse wurden in einem sehr guten Stil erzählt, dazu meine herzlichsten Glückwünsche. Wo und zu welchem Preis kann man es erwerben ?